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Bücherstapel (Einrichtung des Seminarliegers VILLA HENRIETTE)

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Nicht alles ist so, wie es scheint. Und auch stille, verzagte, ängstliche Menschen können über sich hinauswachsen - und Loyalität zeigen, Liebe und Lebensfreude geben. Von der Wärme des Lebens und der täglichen Möglichkeit des Zauberns handelt der Roman von Rachel Joyce.


Harold Fry ist kein mutiger Mensch. Sein Leben ist ihm schwergefallen. Seine Mutter ging nach Neuseeland, weil sie nicht zur Mutter taugte. Sein Vater tröstete sich mit wechselnden Tanten und schmiss Harold, als dieser 16 Jahre alt wurde, aus dem Haus.

Buchcover mit Titel "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" von Rachel Joyce. Abgebildet sind ein Vogel und alte Schuhe.
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Harold ist ein einfacher Mann, der Maureen heiratet und einen intelligenten Sohn, David, zeugt. Sein beruflicher Karriereweg ist kurz. Harold fällt es nicht leicht, Gefühle zu zeigen - und handelt daher angstbesetzt und leise. Maureen hat ihm dieses Verhalten lange vorgehalten. Heute ist es still. Nach 47 Jahren Ehe leben Harold und Maureen nur noch nebeneinander her. Aus den Vorwürfen Maureens ist gemeinsames Schweigen geworden.

 

Harolds Leben hat mehr Tiefen als Höhen. Als eine alte Kollegin Queenie Hennessy ihm schreibt, dass sie im Hospiz zum Sterben liege, schreibt er eine kurze Antwort und möchte diese zum Briefkasten bringen. Doch eine kleine Geschichte einer Tankstellen-Angestellten inspiriert ihn dazu, gegen den Krebs Queenies anzulaufen. Und so schreibt er Queenie:  "Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde dich retten, du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und du wirst leben." Und er läuft los. Vor ihm liegen 1.000 km von Südengland bis an die schottische Grenze hinauf. Er läuft so, wie er gestartet ist: in Segelschuhen und in eine einfache Jacke gekleidet.

 

Während Harold läuft, erinnert er sich. An die Höhen und die Tiefen seines Lebens. Und findet Höhen in den Tiefen. Gewinnt neue Blickwinkel. Er ist nicht immer alleine. Es finden sich Menschen, die Fragen stellen, Lebensweisheiten vermitteln oder einfach mitlaufen. Harold entdeckt, dass die meisten Menschen im Kern gut sind und glaubt daran.

 

Nach 87 Tagen kommt Harold in Berwick an. Harold hat vieles gelernt auf dem Weg. Manches durch einmalige Gespräche, manches durch die zeitweiligen Weggefährten - und maches, weil er während des Laufs genügend darüber nachdenken konnte.

 

Er sieht klarer am Ende dieses Wegs, den eine Zeitung als "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" bezeichnet. Denn Harold wird zu einer Berühmtheit. Das ist ihm eher lästig, und der Medienrummel vergeht. Er versteht am Ende des Wegs, was wichtig ist. Und er weiß, wie es weitergehen kann mit ihm, Maureen und ihrer Beziehung zu David.

 

Rachel Joyce erzeugt mit einer einfachen Sprache eine zauberhafte Welt. Er gelingt es mit dieser Geschichte, auf den Kern des Lebens, des Miteinanders und den Tod zu weisen. Ihr ist ein wunderbarer, berührender Text gelungen, der einen guten Tee und Muße verdient.

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