
Es ist ein Phänomen der Zeit, dass Schüler heute Schwierigkeiten haben, sich im Schulalltag wie gewünscht zu verhalten.
Bei den betroffenen Lehrern mehrt sich die Erkenntnis, dass viele Schüler sich gar nicht richtig verhalten können, weil sie nicht wissen, wie das geht.
Die Diskussion um die Rütli-Schule zeigt die Brisanz dieses Themas. Es gibt aber auch Schulen, die offensichtlich keine Probleme in diesem Bereich haben. Das Buch "Bei STOPP ist Schluss!" vermittelt die Idee eines
Schul- bzw. Klassenprogrammes, mit der Werte und Regeln vermittelt werden können.
Weg von der "Verständnis-Falle", hin zu klaren Regeln, ohne die liebevolle Begleitung zu vergessen, so könnte man das Leitmotiv des Buches beschreiben. Viele Kollegen schwanken nach Tagesform
und/oder Veranlagung zum pädagogischen Extrem: wahlweise dem grenzenlosen Verständnis oder der harten Strenge.
In der heutigen Zeit müssen Schüler Regeln erfahren, damit sie nach und mit diesen leben und (besser!) lernen können. Wie man die effektive Unterrichtszeit ausdehnen kann, wie man nicht ständig
seine Zeit mit Diziplin- und Materialfragen verplempert, wird in dem Buch beschrieben.
Dafür werden drei Arten von Regeln eingeführt und in der Klasse veröffentlicht (z.B. über Poster):
- Regeln zu Unterrichtsvoraussetzungen
- Regelformulierungen zu Unterrichtsstörungen
- Die Stopp-Regel
Jedem Regelverstoß folgt eine eindeutige, nicht verhandelbare Konsequenz. Wer gegen Regeln der ersten Kategorie mehrfach bzw. wer einmalig gegen die Stopp-Regel verstößt, muss den Klassenraum für
eine (begleitete) Auszeit verlassen. Wie eine solche Auszeit ausgestaltet werden kann, ist z.B. dem Buch Die Trainingsraum-Methode zu entnehmen. Die Auszeit
wird in dem Buch "Bei Stopp ist Schluss!" nur kurz erläutert. Wichtig ist es, dass Konsequenzen einen positiven Weg aufzeigen sollen, den Regelverstoß nicht nochmals begehen zu müssen. In diesem
Sinne werden Regelverstöße nicht mit Strafen, sondern mit einem Verhaltenstraining, beantwortet. Ergänzungen zum Regelwerk, die sich aus Verstößen gegen das gewünschte Verhalten ergeben, werden
ebenfalls in der Klasse dokumentiert.
Gleichzeitig wird neben den eindeutigen Sanktionen gegen unerlaubtes Verhalten gutes Verhalten (wie z.B. das ständige Bearbeiten der Hausaufgaben bzw. die Vollständigkeit des geforderten
Arbeitsmaterials) in einem bestimmten Zeitraum belohnt. Neben Auszeichnungen (wie z.B. Urkunden) schlagen die Autoren vor, dass sich Schüler z.B. "einmal HA-frei" erarbeiten können. Aber auch
gemeinsame Aktivitäten werden als Belohnung vorgeschlagen. Spätestens an dieser Stelle sollte Ihr Lehrerteam ansetzen und eine mögliche Liste, die für Ihre Schule und Ihre Anforderungen passt,
erarbeiten - oder Sie sollten einen Weg finden, wie diese Belohnungsliste zusammen mit Ihren Schülern entstehen kann. Das Buch gibt hier vielfältige Beispiele und Ideen.
"Bei STOPP ist Schluss" ist und kann keine Einzelaktion für Lehrer sein, dieses Verhaltenstraining für Schüler sollte in einem Team aus mindestens 50% der in dieser Klassen unterrichtenden
Fachkollegen durchgeführt werden. So ist gerade der Bereich der "Ruhe- und Aufmerksamkeitsregeln" so geschaffen, dass ab dem "Tag X" ein Lehrerteam mit einem akkustischen Signal (z.B. durch eine
Tischglocke) betimmte Ruhe- und Arbeitsphasen "einläutet". Dies ist als einzelner Lehrer durchzuführen, ist sicherlich ein schwieriges Unterfangen. Das Team sollte sich regelmäßig treffen, um
positive wie negative Entwicklungen von Schülern zu besprechen. Alle Entwicklungen werden in Feedback-Listen begleitet. Diese Listen stehen nicht nur den Lehrern zur Verfügung, sondern dienen
gerade den Schüler zur Verdeutlichung ihres Lernprozesses. Auch hier bietet sich eine institutionalisierte Form des Lobs (so denn es angebracht ist) an.
Wie Regeln in einer Schule / Klasse eingeführt werden können, welche Regeln durch Schüler mitgestaltbar sind, und welche gesetzt werden sollten, wird in einem eigenen Kapitel ausführlich
beschrieben. Darüber hinaus kann die zunächst für Lehrer geltende STOPP-Regel auch Anwendung für Schüler finden, so dass die Sozialkompetenz der Schüler verbessert und gestärkt werden kann, um zu
einer guten Klassengemeinschaft zu finden.
Neben den notwendigen Elternbriefen sind in dem Buch auch alle Formulare und Feedbacklisten als Kopiervorlagen enthalten.
Die Lektüre dieses Buch zeigt Autoren (Thomas Grüner, Franz Hilt), die durch praktische Anweisungen und Tipps ihre Praxis-Nähe zeigen. Als Arbeitsgrundlage zur Diskussion einer neuen Schulkultur
ist es gut geeignet. Das Buch "Bei Stopp ist Schluss!" ist im 2004 im AOL-Verlag, Lichtenau, erschienen und kostet € 21,95.