
In einer amazon.de-Besprechung stand über Mathe macchiato :
"Ich finde das Buch genial und habe viel dadurch gelernt." Das macht die Mathematik-Lehrerin neugierig.
Sucht sich doch ständig nach Lernmaterialien für Schüler, die später zu ihren Klassen und Kursen stoßen, denen man geeignete Lektüre fürs Selbststudium empfehlen können möchte.
Im Klapptentext wirbt das Buch mit "Dieses Buch zeigt in Cartoongeschichten, wie spannend, interessant und unterhaltend Mathematik sein kann[...]." Meine Erwartungshaltung war daher, ein
mathematischen Cartoon lesen zu werden. Dies ist aber nicht der Fall. Bei "Mathe macchiato" handelt es sich um einen mit Cartoons bebilderten Text.
Erklärt werden in diesem Buch schwerpunktmäßig Themen aus der Mittelstufe. Dem Leser wird in Form eines bebilderten Monologs die Mathematik näher gebracht:
- Zahlenräume
- Grundrechenarten, Potenzen & Wurzeln, binomische Formeln
- Drei- und n-Ecke, Satz des Pythagoras
- Funktionen & Umkehrfunktionen (Potenz-, Wurzel-, Exponential- und Logarithmusfunktionen
- Lineare Gleichungssysteme mit 2 Unbekannten
- Prozent-, Zinseszinsrechnung
- Trigonometrische Funktionen
- Arithmetische & geometrische Reihen
- Differenzen-& Differentialquotient
Zu allen Kapiteln werden im letzten Kapitel Übungsaufgaben mit Lösungen angeboten. Als ständige Begleiter erscheinen in dem Buch "Frau Mathe" als Vertreterin der reinen Mathematik und ein "Computer" als Vertreter der numerischen ("praktischen") Mathematik, welche den Leser duzen. "Und Sie werden merken: Es ist ein schönes Gefühl, auch Ihrerseits zur Mathematik "du" sagen zu dürfen" wird diese Erzählhaltung im Vorwort begründet.

Mathe macchiato versteht sich nicht als Selbstlernbuch, sondern als Hilfe zur Begleitung des Mathematik-Lernens in Schule und Studium bzw. als Hilfe zum Auffrischen von Schulmathematik. Diesen
Anspruch erfüllt das Buch nur zum Teil.
Für Schulkinder zur Begleitung ist dieses Buch zum Alleine-Lesen - trotz der Comics - nicht geeignet. Nur weil eine Comic-Figur etwas erklärt, nimmt das Anforderungsniveau bzw. die Komplexität
des Themas nicht ab. Einige Gleichungen werden großzügig (mit mehreren Schritten gleichzeitig) gelöst. Dieses Vorgehen ist gerade für schwache Schüler schwer nachvollziehbar. An einer Stelle wird
Formel nicht ausreichend erläutert: die Formel zur Bestimmung des Alters eines weiteren "Ötzis" enthält den nicht kommentierten Faktor -0,7. Auch dies wird schwache Schüler überfordern. Das Lösen
von Gleichungssystemen wird durch Frau Mathe und den Computer kommentiert; auf die übliche Schuldarstellung mit "Aktionsstrichen" wird verzichtet. Ob dieses von Schülern verstanden wird?
Stimmig scheint mir das Konzept "Mathe macchiato" für alle diejenigen zu sein, die nach einigen Jahren der Mathematik-Abstinenz sich den Schulstoff neu erlesen und erarbeiten möchten. Für
Studenten ist es daher geeignet. Insbesondere stellt "Mathe macchiato" Zusammenhänge her, welche von Schülern in der Schule oft in ihrer Reichweite nicht erkannt werden bzw. auch nicht gründlich
unterrichtet werden (zum Beispiel die Herleitung der Additionstheoreme für sin(x), cos(x) mittels des Satzes des Pythagoras am Einheitskreis).
Ob sich "Mathe macchiato" für Eltern zum Nachschlagen lohnt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Dies hängt wohl davon ab, wie viel Wissen durch das Lesen des Buches reaktiviert werden
kann.
Als "Nachlesebuch" für verpassten Stoff kann ich dieses Buch nicht empfehlen; für Studenten mit Nachholbedarf in den Grundrechenarten und grundlegenden Mathematik-Operationen ist das Buch eine
lohnenswerte Investition und ein möglicher Start zum Wieder-Erlernen von Mathematik-Fähigkeiten.
Erschienen ist das broschierte Buch "Mathe macchiato" im Verlag Pearson Studium im Jahr 2003. Es hat 208 Seiten und kostet € 22,85.