Geboren 1972. Aufgewachsen mit Plakaten, auf den Terroristen gesucht wurden, der Rasterfahndung und einer ewig währenden Diskussion, ob dieses oder jenes Gesetz noch rechtsstaatlich oder eine Verletzung dessen sei. Auch groß geworden mit der Frage, warum Attentate wie in Italien zu dieser Zeit, warum München und RAF-Morde eigentlich passieren.

Was Terror-Akten gemein ist, kommen sie nun von links, rechts oder radikalen Religiösen, dass sie nicht durch die Tat selbst Veränderung herbeiführen wollen, sondern durch die gesellschaftliche
Diskussion der Motive. Der Terror-Akt bereitet den Boden für Diskussion und Sympathien mit den diskutierten Motiven. Dafür hinterlassen Terroristen meist Bekennerschreiben. Oder sie nehmen die
Verschärfung von Gesetzen, die Terror-Akten oft folgen, in Kauf, weil sie den politischen Interessen folgen, die jene (dann rechtsgerichteten) Terroristen verfolgen.
Mir tun die Opfer, die Angehörigen und Freunde der Opfer des norwegischen Attentäters sehr leid. Ich fühle mit ihnen.
Dieser Attentäter hat seine Bekennerschreiben der heutigen Zeit gemäß verbreitet: er hat diese in GoogleDocs, auf Facebook und Twitter hinterlegt. Wenn nun also die Netzgemeinde - genauso wie die
klassischen Medien - die Analyse und Besprechung dieser Dokumente vornimmt, macht sie sich zum Ausführungshelfer eines Terroristen.
Nicht die Tat selbst, sondern das Wort verändert.
In Rücksicht auf die Opfer und das norwegische Volk sollten wir diesem Wort den Raum nicht lassen. Jemand, der bereit ist, über neunzig Menschen zu töten, um gehört zu werden, verdient diese
Aufmerksamkeit nicht. Er hat sich durch die Tat disqualifiziert.