Zauber- und zu gleich ernsthaft. Wundervoll - und doch die Abrechnung mit den Möglichkeiten einer Medizin, die neben Heilung auch menschenunwürdige Lebensverlängerung bringt. "Marina" ist der erste Roman von Carlos Ruiz Zafón, und öffnet erstmals den Blick auf ein besonderes Barcelona.

Barcelona, während der Wirren des Bürgerkriegs, und Barcelona danach. Noch nicht in Ruhe, die Geister der Vergangenheit, die Schuld, das schlechte Gewissen liegen noch auf der Stadt. Die Moderne ist in diesem Barcelona noch nicht vollständig angekommen. Es wirkt wie aus der Zeit gefallen, und gleichzeitig ist es angekommen.
Vor diesem Hintergrund spielt "Marina". Zafón führt mit seinem ersten Roman in seine Erzählweise ein. In eine realistische Beschreibung mischt sich das Phantastische. Und durch die Einflechtung dieser Elemente wird das Phantastische realistisch. Ihn gelingt so, die Figuren ins rechte Licht zu rücken. Sie erhalten mehr Tiefe und Bedeutung.
Diese Fragen stellt sich auch Óscar Drai, der mit seiner Freundin Marina Barcelona für sich entdeckt. Die beiden entdecken dabei nicht nur das Geheimnis des vormals reichsten Mannes Barcelonas. Sie müssen auch ihren Weg finden, mit Angst und Kummer umzugehen, der durch die schwere Krankheiten bei geliebten Menschen hervorgerufen wird.
Marina ist eine Erzählung darüber, welche Ohnmacht Angehörige erfahren, wenn geliebte Menschen auf Grund von Krankheit sterben müssen. Dieser Roman erzählt davon, dass der Grad von Recht, Anstand, Moral und Ethik sehr dünn wird, wenn die Chance besteht, den geliebten Menschen zu retten. Wie weit kann man gehen? Was ist zu vertreten? Wann muss man loslassen?
Marina ist ein kurzer Roman, dessen lohnende Lektüre noch lange nachklingt.
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