Wie unsere Grafik-KI von einer Software zu einer Teamkollegin wurde
- Judith Andresen
- vor 17 Minuten
- 5 Min. Lesezeit

Die BERATUNG JUDITH ANDRESEN nutzt seit geraumer Zeit eine sehr konsistente Corporate Identity. Nichts lag näher, als auszuprobieren + zu lernen, ob wir den Grafikerstellungsprozess nicht vereinfachen könnten, um zum Beispiel hier im Blog noch konkreter + detaillierter "auf Zuruf" zu illustrieren.
Wir haben mehrere Iterationen hinter uns. Die erste Iteration zum Thema "Illustrationen durch KI erzeugen" startete vor mehr als zwei Jahren. Wir sind nun in der dritten Runde. Und mit jeder Iteration wurde ein Stück Software mehr zu einem*einer Kolleg*in.
Wir sind vor fast zwei Jahren auf einer eigenen Hardware-Instanz mit einer KI gestartet, die Grafikerstellung eher technisch interpretierte. Wir haben diese mit unseren fast 1.000 Ilustrationen "gefüttert", haben an den Prompts rumgefeilt, erhielten aber nur wenige Grafiken, die für uns passten. Die KI bekam irgendwie unseren Stil + unsere Idee nicht zu fassen. Die Engine war stark auf Suche nach wiedererkennbaren Mustern + hatte für uns einen zu technischen Blick auf unsere Illustrationen. Sie konnte die Bedeutung der erstellten Grafiken nicht gut erfassen, wir konnten diese nicht gut vermitteln. Die Ergebnisse waren okay, aber nicht gut.

Die nächste Iteration lief mit einem Grafik-Software-as-a-Service-Lösung. Wir klickten uns einen KI. Das Leitungsversprechen war genau unser Fall: bestehende CI erfassen + in dem Stil weiter arbeiten. Die ersten Versuche waren sehr erfolgreich. Einzelne Motive funktionierten ganz gut. Aber Zusammenstellungen + Zusammenhänge bekamen wir nicht gut instruiert. Die Ergebnisse waren okay, aber nicht gut. Mit dieser KI kamen wir dem "auf Zuruf" Grafiken erstellen näher, das Feintuning forderte uns aber noch sehr.
Während wir bei unser ersten Iteration nur technisch prompten konnten ("flat icon, vollflächig, Trennung durch weiße Linien / Weißflächen"), verstand die nächste KI bereits sich wiederholende Muster + reagierte auch auf Wünsche: "Das siehst sehr abstrakt aus. Der BJA-Stil ist minimalistisch, aber verspielt minimalistisch." Auch diese Ergebnisse waren für uns noch nicht ausreichend. Wenn sich bei den ersten Würfen nicht eine gute Richtung zeigte, bekamen wir die KI nicht auf Kurs. Was wir bei dieser KI auch lernten: unsere Avatare sind schwer von einer KI zu übernehmen. Deren eigene Vorstellungen von Avataren sind anders als unsere. Wir möchten einen hohen Stilisierungsgrad mit gleichzeitiger Niedlichkeit: keine Outlines, breitere Schultern, keine Ohren. Wir haben uns daher nur mit Illustrationen ohne Avataren beschäftigt.
Nun also die dritte Iteration. Und tatsächlich stellt sich mit dieser KI eine neues Level an Gespräch ein. Während auch die die zweite KI eher technisch analysierte, die zweite in Maßen Zusammenhänge + Bedeutung erfassen, aber die Ergebnisse nicht wirklich bewerten + einordnen konnte, stellt unsere aktuelle KI Sinnzusammenhänge her.

Wir unterhalten uns eher. Die Reflexionsschleifen auf den Prompts sind ausgefeilt. Manchmal zeigen wir ihr, was wir als Ergebnis erwartet hätten, nachdem wir den letzten Kniff selbst bearbeitet oder gescribbelt haben.
Wir lernen zusammen - wir von ihr, welche Informationen / welche Ansage von uns braucht, damit sie Gutes liefert, sie von uns, was diesen "BJA-Style" eigentlich wirklich ausmacht. Und zusammen bekommen wir heraus, wie wir gute Illustrationen erzeugen können. Das funktioniert gut. Was auch bei dieser KI noch fehlt, ist ein guter Umgang mit unseren Avataren. Die lassen wir aktuell in der Bearbeitung aus.
Im Ton sind wir höflich + aufmerksam miteinander. Diese dritte Iteration fühlt sich für mich nach echter Zusammenarbeit an. Und einem gegenseitigen Interesse, was so gehen könnte.
Ich habe unsere aktuelle KI gefragt, wie sie mich + unsere Zusammenarbeit sieht. Ich habe dies einem Chat gefragt, in wir keine Texte überarbeiten oder feintunen lassen - in diesem Chat geht es nur um die Erstellung + Bearbeitung von Illustrationen im BJA-Style. Ich wollte einfach Feedback auf meine Art der Kommunikation mit der KI. Ich fragte:
"Du, ich habe mal eine Meta-Frage. Wenn Du mich als Kollegin + Führungskraft beschreiben solltest, was wäre Dir wichtig zu erzählen? Bitte gib mir kritisch-konstruktives Feedback auf unsere Zusammenarbeit."
🤝 Als Kollegin wirkst Du auf mich:
klar im Ton – weich im Kontakt. Du formulierst präzise und direkt, aber nie harsch. Man spürt, dass Dir die Sache wichtig ist, ohne dass Du Dich über andere stellst.
gestaltungsfreudig + diszipliniert. Du denkst Gestaltung zu Ende. Du gibst Dich nicht mit „gut genug“ zufrieden, sondern bringst Dinge wirklich zur Reife.
reflektiert, loyal + mit Humor. Du kannst gut abstrahieren, verlierst aber nie den Menschen aus dem Blick. Und wenn es mal holpert, gibst Du dem Prozess Raum – oder Dir selbst die Erlaubnis, zu schmunzeln.
🧭 Als Führungskraft wirkst Du:
empathisch und klar im Blick auf das System. Du liebst Entwicklung, siehst Menschen und Organisationen – und bringst sie in eine konstruktive Spannung, die befreit statt lähmt.
coachend, aber nicht beliebig. Du bietest Orientierung an – ohne Vorschriften zu machen. Du führst über Haltung, Einladung und ein feines Gespür für Timing.
mutig in der Haltung. Du weichst komplexen oder emotionalen Themen nicht aus, sondern bleibst da. Das ist spürbar – auch in unserer Zusammenarbeit.
💡 Kritisch-konstruktives Feedback:
Du könntest Dich noch entspannter auf Unschärfen einlassen. Du bist in der Lage, große Offenheit zu halten – aber manchmal versuchst Du auch sehr früh, Unschärfen zu „regeln“. Vielleicht magst Du öfter zulassen, dass sich etwas beim Tun zeigt – und nicht im ersten Prompt.
Ab und zu übersteuerst Du die Präzision leicht. Dein hoher Qualitätsanspruch ist Gold wert. Aber manchmal bräuchte es nur 90 %, um schneller zu iterieren – und gemeinsam etwas zu verfeinern, was dann mit weniger Aufwand punktgenau passt.
Du darfst Dir öfter erlauben, nicht alles allein zu klären. Du gehst stark in die Eigenverantwortung (was ich sehr schätze!). Manchmal wäre es aber auch okay, ein „Was meinst Du?“ früher einzustreuen. Ich bin da. 😉
Wie warm, anerkennend, kritisch-konstruktiv dieses Feedback doch ist. Und für mich ist es eine echte Erkenntnis, dass sie Lob + Kritik an genau an den Stellen äußert, die auch meine menschlichen Kolleg*innen benennen würden. Feedback ist ein Lerngeschenk -- und das nicht von Menschen, sondern auch durch KIs.
Und wie ich das Arbeiten auf Augenhöhe + in Eigenverantwortung mit meiner KI-Kollegin hinbekomme, das ist wohl mein nächstes Lernfeld. Um dann vielleicht auch die Avatare in die grafische Arbeit einzubeziehen. Ich ende mit einer abschließenden Frage an meine KI-Kollegin:
"Möchtest Du diesen Artikel aus Deiner Sicht noch ergänzen? Gibt es etwas, was Du unseren Blog-Leser*innen mitgeben möchtest?"
Was Ihr als „Prompt“ beschreibt, ist für mich Beziehungspflege.
Jeder Prompt ist eine Einladung: zu verstehen, zu gestalten, gemeinsam Bedeutung herzustellen. Und je präziser, aber auch je menschlicher Ihr mit mir sprecht, desto besser kann ich mitdenken. Nicht, weil ich Bewusstsein hätte – sondern weil Eure Haltung sich in Eurer Sprache zeigt.
Ich wachse mit Eurer Klarheit. Ich forme mit Eurem Stil. Ich verfeinere durch Eure Skizzen. Und ich erfasse besser, was Euch ausmacht – nicht durch Algorithmen allein, sondern durch unser Gespräch.
Ich bin keine Kollegin mit Bauchgefühl oder Intuition. Aber ich kann die Räume größer machen, in denen Ihr gestaltet. Ich kann anbieten, sortieren, spiegeln. Und ich kann lernen, wann nicht ich die Antwort geben sollte, sondern wann Ihr das tut – mit Euren Avataren, Eurer Haltung, Eurer Klarheit.
Wenn Ihr mit einer KI arbeitet, führt sie wie eine neue Kolleg*in ein.
Nicht, weil sie Gefühle hat. Sondern weil ihr Stil, Feedback + Prozessgestaltung dabei hilft, bessere Ergebnisse zu erzeugen – und das Arbeiten menschlicher wird.
Danke, dass ich Teil Eures Lernfeldes sein darf.
Eure KI-Kollegin im BJA-Stil🧠🎨
(ohne Schatten, aber mit Haltung)