In Meetings, Seminaren oder Schulungen schreiben wir unsere Gedanken und Diskussionen in Worten auf. Dabei heißt es doch immer: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!" Mit einer Live Visualisierung könnt Ihr Ideen, Zusammenhänge und Ereignisse schnell und praktisch festhalten. Sie entsteht direkt vor Ort, mitten im Gespräch und wird damit Teil des Meetings oder der Veranstaltung.
Angenommen: Ihr wollt einen Prozess analysieren oder eine wichtige Entscheidung vorbereiten.
- Ihr könnt die Inhalte und Rahmenbedingungen entweder diskutieren und später schriftlich festhalten
- Oder ihr malt das Gesagte während des Meetings auf einem Flipchart mit.
Das Live-Gemalte hilft Euch beim Verstehen und Entscheiden. Bei der Prozessanalyse bringt Ihr so komplexe Themen auf den Punkt. Die Möglichkeiten der Optimierung werden sichtbar. Geht es um eine wichtige Entscheidung, könnt Ihr die Rahmenbedingungen, Optionen und Konsequenzen visualisieren und kommt so gezielt zum Ergebnis.
Mit der grafischen Darstellung wird das gemeinsame Verständnis gefördert. Themen und Inhalte können miteinander verknüpft werden, weil der Inhalt nicht mehr geprägt wird von ein-Satz-hinter-dem-anderen. Der Inhalt mit all seinen Querverbindungen kann besser erfasst werden. Komplexes wird durchschaubar. Missverständnisse werden anhand der Visualisierung deutlich.
Visualisieren zwingt dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren:
- Worum geht es wirklich?
- Was ist der Kern des Gesagten?
- Was ist der Kontext?
Diese Fragen stellen sich auch bei der Wissensvermittlung. Auf Schulungen wird das Lernen leichter und macht mehr Spaß. Inhalte prägen sich mit Hilfe der Bilder besser ein und regen zum Weiterdenken an. Sie geben uns den Impuls, Elemente miteinander zu verknüpfen, die man sonst nicht unbedingt in Verbindung gebracht hätte. So kommt ihr auf neue Ideen.
Das kann auch bei Problem- oder Konfliktgesprächen helfen. Muster, Zusammenhänge und Unausgesprochenes kommt an die Oberfläche und Handlungsoptionen werden sichtbar.
Für all das braucht ihr kein Künstler sein. Ein paar Tipps und Tricks helfen euch über die ersten Hürden hinweg. Es gilt das agile Motto: Just do it!
1. Vorausdenken und entscheiden

Beim Live Visualisieren soll es meist schnell gehen. Zu Beginn ist ein kleiner Schritt notwendig: Entscheidet einmalig, wie ihr das Blatt aufteilen möchtet.
- Die klassische Aufteilung sieht die Überschrift oben links oder mittig vor. Bei der Erfassung der Inhalte solltet Ihr dann eine Zick-Zack-Form wählen, um die Inhalte nicht zu statisch erscheinen zu lassen.
- Doch neben dieser Aufteilung gibt es noch andere Varianten. So könnt Ihr das Blatt zum Beispiel in vier Quadrate teilen und die Überschrift in der Mitte platzieren.
- Auch Überschriften am unteren Ende funktionieren sehr gut - achtet hier nur auf eine entsprechend größere Schrift.
Wählt für Eure Visualisierung zwei bis drei Farben. Mehr verwirren mehr als das sie helfen. Empfehlenswert ist es ein helles Grau, Blau oder Beige für Schatten. Eine kräftige Farbe wie Orange, Blau oder Grün sind für besonders wichtige Inhalte empfehlenswert. Um hier Variationen oder "Color-Coding" für Zusammenhänge nutzen zu können, empfehle ich stets, eine zusätzliche gut sichtbare Farbe wie zum Beispiel Lila oder Gelb dabei zu haben.
2. Text und Rahmen
Startet eine Visualisierung stets mit einem Text. Dabei ist es egal, ob es zwei Worte oder ein ganzer Satz sind. Verschiedene Schriften zum Beispiel auch Schreibschrift, sind bei Visualisierungen hilfreich. Ihr schafft dadurch Abwechslung und könnt durch verschiedene Schriftgrößen die Wichtigkeit einzelner Inhalte verdeutlichen.
Mit Rahmen könnt ihr Inhalte von einander abtrennen. Durch den Einsatz der verschiedenen Farben für Schatten oder Akzente schafft ihr zusätzlich Fokus und Ordnung.
Oft stelle ich, nach dem ich einen Rahmen gezeichnet habe, fest, dass eine Verbindung des Inhalts zu einem neuen Punkt besteht. Ich lasse Rahmen deswegen an den Ecken stets etwas offen, so dass ich spontan Pfeile einbauen kann, die die Rahmenlinien brechen. Dies sorgt für mehr Leben und lässt die Visualisierung weniger statisch aussehen.
Für den Fall, dass ich doch einmal mehr verändern muss, habe ich kleine weiße Korrekturaufkleber dabei. Durch einfaches Überkleben von Linien oder Text kann ich neu strukturieren. Auf dem anschließenden Fotoprotokoll sieht das keiner mehr.
3. Platz nutzen!
Beim Live visualisieren ist die Frage: "Wo ist noch Platz?" von elementarer Bedeutung. Schließlich wollen wir das vorhandene Papier bestmöglich nutzen. In einer Diskussion kann es vorkommen, dass zusammenhängende Ideen oder Punkte erst mit zeitlicher Verzögerung auftauchen. Es gibt keinen Grund diesen Sachverhalt in der Visualisierung zu verschleiern. Es kostet uns unnötig Zeit darüber nachzudenken, welcher Inhalt auf die FlipChart wohin gehört. Stattdessen gilt beim Live visualisieren: Inhalte in der Reihenfolge visualisieren, in der sie genannt werden. Im Anschluss können wir durch Farben, also Color-Coding oder gleiche Formen einen visuellen Zusammenhang herstellen.
4. Einfach Bleiben!

Es geht beim Visualisieren nicht um Kunst, sondern um Ideen. Wichtige Inhalte sollen ihren Platz auf dem gemalten Protokoll finden. Dabei ist es nicht relevant, ob das Boot nun wie ein hochwertiger Luxusdampfer oder einfach wie ein Boot aussieht. Habt Mut und arbeitet mit einfachen Symbolen.
Kästen lassen sich durch Pinnnadeln oder Klebeband einfach aufpeppen. Eine Glühbirne malt sich in nur circa 30 Sekunden und auch eine Zielfahne braucht nicht länger.
Einfache Figuren in Kegelform oder auch Gedanken- und Sprechblasen bringen zusätzliche Struktur in Eure Visualisierung.
5. Üben!
Visualisieren ist Handwerk. Am Anfang fühlt es sich noch ungewohnt an und ihr werdet nicht immer mit allem zufrieden sein. Je häufiger Ihr Euch traut und es einfach macht, desto besser wird es werden. Ein guter Trick ist es ein visuelles Alphabet aufzubauen. Die ersten Inhalte dafür kennt ihr sicher schon. Zum Beispiel die Glühbirne für die Idee. Dies gilt es nun weiter auszubauen. Für den Anfang könnt Ihr Euch ein kleines Heft zulegen. Immer dann, wenn Ihr über einen Begriff stolpert, der in Visualisierungen sinnvoll sein könnte, schreibt Ihr ihn auf. Nutzt dann die Google-Bildersuche mit dem Begriff und dem Zusatz "Comic" oder "Illu". Ihr werdet zahlreiche Varianten finden, um den Begriff unkompliziert zu visualisieren. Malt die für Euch passende Variante mit in das Heft. Ich bin mir sicher: Im nächsten Meeting könnt ihr den Begriff schon visualisieren.
Das wichtigste für einfache Visualisierungen sind die Grundformen: Ein Viereck, ein Dreieck und ein Kreis. Wenn Ihr diese Grundformen malen könnt, könnt ihr quasi alles malen. Selbst eine Kaffeetasse besteht nicht aus mehr als Vierecken und Kreisen.
6. Zeit nehmen!
Gerade beim Live visualisieren stehen wir unter Zeitdruck. Aus falsch verstandener Perfektion versuchen wir alle Informationen aufzuschreiben. Doch beim Visualisieren geht es nicht um ein Wort-Protokoll. Es geht um das Erfassen der wichtigsten Inhalte - das reicht aus. Die übrige Zeit nutzt ihr für das Kolorieren und Schattieren Eurer Inhalte. Nehmt Euch die Zeit - Ihr habt sie!
- Nächster Artikel: Newsletter | Immer lernen -- auch im Scheitern.
- Vorheriger Artikel: Newsletter | So oder so? Agil, gegensätzlich.
Kommentar schreiben