Warum gute Ziel(räum)e so schwer zu formulieren sind – und wie es besser geht
- Judith Andresen

- 4. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Aug.

Gute Ziel(räum)e zu formulieren, fällt vielen schwer. Zu leicht ist die Versuchung, eine Maßnahme zum Ziel zu erklären. Oder die Metrik, die eigentlich die Zielerreichung messen sollte, zum Ziel zu erheben.
Im großen Maßstab konntet Ihr das in den letzten Jahren bei fast allen Automobilmarken beobachten, die mit Verbrennern arbeiten. Zum Ziel wurde der CO₂-Ausstoß der Flotte erklärt + im Ergebnis entstand der Diesel-Skandal – und die Unternehmensziele wurden insgesamt gefährdet. An dieser Stelle zeigt sich "Goodhart’s Law" [Wikipedia] in voller Wirkung:
"When a measure becomes a target, it ceases to be a good measure.“
Viele Organisationen verwechseln Metriken, Kennzahlen + Ziel(räum)e. Ebenfalls häufig werden Maßnahmen + Ziele vermischt. Beide Verwechslungen führen zu Fehlsteuerung, Demotivation + Stagnation, die womöglich mit Geschäftigkeit kaschiert wird.
Nicht verwechseln: Metriken, Kennzahlen + Ziel(räum)e
Zielräume beschreiben eine gewünschte Richtung oder Entwicklung. Sie sind bewusst mehrdeutig und lassen mehrere Wege zur Zielerreichung offen. Zielräume werden in Handlungen + Prinzipien formuliert. Zielräume werden handlungsleitend, richtungsweisend + attraktiv formuliert.
Beispiel: "Wir möchten unsere PKW-Flotte möglichst CO₂-los betreiben."
Ziele beschreiben einen konkreten, angestrebten Zustand in der Zukunft. Sie sind klarer und greifbarer als Zielräume, aber noch nicht im "Wie" festgelegt.
Beispiel: „Unser CO₂-Ausstoß soll bis 2030 um 40 % sinken.“
Kennzahlen helfen, Fortschritte auf dem Weg zu den Ziel(räum)en zu messen. Sie beschreiben so Aspekte der Ziel(räum)e – sind aber nicht der Zielraum selbst.
Beispiel: „CO₂-Ausstoß pro produziertem Fahrzeug in Gramm.“
Metriken sind oft operative Messgrößen, die zur Steuerung von Maßnahmen dienen – etwa Taktzeiten, Fehlerraten oder Verbräuche. Sie sind Werkzeuge, keine Ziele.
Wenn Ihr also beschreiben wollt, wohin Ihr möchtet, sind Ziele + Zielräume richtig. Wenn Ihr einen Indikator braucht, um zu entscheiden, ob Ihr da seid, nutzt Ihr Metriken + Kennzahlen.
Gelingt Euch das nicht, werdet Ihr auf das Messbare, nicht auf das Wichtige, optimieren.
Maßnahmen + Ziel(räum)e auseinanderhalten

Maßnahmen sind konkrete Schritte. Zielräume sind grobe Richtungen.
Wer eine Maßnahme zum Ziel erklärt, zementiert die Lösung – bevor das Problem wirklich verstanden ist.
"Wir führen ein neues CRM-System ein“ ist eine Maßnahme.
"Wir arbeiten in starken + persönlichen Kund*innenbeziehungen" ist ein Zielraum.
Ziele formulieren bedeutet: erst denken, dann handeln. Und: den Teams zutrauen, eigene Wege zum Ziel zu finden.
Was tun?
Formuliert Ziel(räum)e statt Maßnahmen: "Wo soll es hingehen?" – nicht: "Welche Schritte müssen wir gehen, um da hinzukommen?" Nutzt Kennzahlen in Euren Lernzyklen zur Bewertung Eures Fortschritts. Fragt Euch regelmäßig, ob Ihr richtige Metrik beim Wickel habt, um Euren Fortschritt gut beurteilen zu können.
So leisten Eure Ziel(räum)e + Statuserhebungen auf Basis das, was sie nutzbringend macht: sie geben Richtung + Leitplanken für das tägliche Handeln.



