Entscheidungsformen clever + zielgerichtet nutzen
- Judith Andresen

- 16. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Wenn Organisationen ehrlich auf ihr Entscheidungsverhalten gucken, bleibt manchmal nur der sarkastische Satz übrig:
"Was wir besonders gut können, ist, dass wir uns nicht entscheiden können."
Andere Organisationen sprechen von Entscheidungsvakuum oder Entscheidungsstau; oder sie diagnostizieren sich selbst "Meetingitis". Ein tieferer Blick in die Organisationen zeigt dann häufig, dass deren Methodenset für Entscheidungen recht dünn ist. Viele Organisationen beherrschen als Entscheidungsformen nur Verkünden + Konsens. Erschwerend kommt in einigen Organisationen dazu, dass Verkündungen von der Organisation oder von der Organisation abgelehnt werden. Bleibt nur der Konsens - und mit diesem die Konsensfalle für komplexe + chaotische Herausforderungen.
Weitere Entscheidungsformen entdecken + ausprobieren
Über Verkündung + den Konsens hinaus könnten Organisationen über Konsent, konsultative Entscheidungen, Mehrheitsabstimmungen oder Widerstandsabfragen zu einem Ergebnis kommen.

Konsens: Langer Entscheidungsdauer. Viel Austausch notwendig.
Konsent: Entscheidung gilt, wenn niemand ein begründetes Veto hat. Gut bei komplexen / chaotischen Vorgängen. Veto zu äußern, braucht Mut.
Konsultative Entscheidung: Jemand entwickelt Entscheidungsentwurf. Gruppe berät konstruktiv (überarbeitet Vorschlag), jemand entscheidet (mit Anpassungen) + begründet. Fördert „Disagree + commit“.
Mehrheitsabstimmung: Entscheidung nach Mehrheit, Variante: mit Veto- recht für Führungskräfte. Kann zu Widerständen führen, wenn Minderheit nicht gut gehört wurde.
Verkündung: Eine Person entscheidet. Führt in die Veränderungskurve. Schnelle Entscheidungsform.
Widerstand: Option mit geringstem Widerstand wird gewählt. Bringt Bauchgefühle in die Sprachfähigkeit.
Ein erster Weg, sich weiteren Entscheidungsformen zu nähern, ist die retrospektive Betrachtung. So könnten sich die Beteiligten (zum Beispiel in einer Retrospektive) die folgende Frage stellen:
"Welche Entscheidungsform wäre mit dem Wissen, dass wir heute haben, die Beste (im Sinne von Effizienz / Qualität / Schnelligkeit) für uns gewesen?"
Die zweite Fragerunde würden sich der Indikation für die Entscheidungsform widmen:
"An was könnten wir festmachen, dass diese Entscheidungsform ABC für diese Fälle die für uns korrekte ist?"
Führen + Führung annehmen
Es ist eine Führungsaufgabe, die Entscheidungsformen festzulegen. Das bedeutet zum Beispiel für Retrospektiven-Moderator*innen oder agile Coaches, welche Retrospektiven moderieren + somit die laterale Führung für den Moment innehaben, dass diese sich bewusst für eine Entscheidungsform entscheiden + diese (begründet) verkünden.
Wenn sich Führung nicht sicher ist, sollte sie die jeweilige Führungsform in Lernzyklen prüfen:
Kommen wir mit dieser Entscheidungsform zu schnellen / guten / akzeptablen Ergebnissen?
Für die Organisationsmitglieder gilt: alle sind gehalten + aufgefordert, die Lernzyklen mitzugehen. Erfahrungsgemäß entwickeln Organisationen schnell einen Bezug dazu, welche Entscheidungsform wann passt -- und welcher Gewinn + welcher Preis mit den jeweiligen Entscheidungsformen einhergehen.



