Viele fordern Freiheit. Nehmen diese aber nicht wahr. Denn der Preis für Freiheit ist Verantwortung. (Das gilt nicht nur für die Arbeit. Nur dieser Aspekt wird hier beleuchtet.)

Der Satz "jemand müsste mal..." fällt häufiger als der Satz "ich werde ab jetzt folgendes tun..." Es ist einfacher, Veränderungen einzufordern als diese selbst einzuleiten.
Wer seine Fesseln sprengt, die eigene Komfortzone verlässt und nicht Entscheidungen "von oben" abwartet, sondern selbst entscheidet und handelt, wird Veränderungen erleben:
- Eigene Entscheidungen machen das Arbeiten schöner. Meist stärkere Verbundenheit mit dem Ergebnis sorgt für bessere Stimmung und Motivation.
- Gleichzeitig wird die Verantwortung für die Entscheidung beim Entscheider verortet. Dabei ist es den meisten Organisationen eigen, dass Erfolge dem Team, Mißerfolge dem Entscheider zugesprochen werden.
Der Freiheit in Entscheidung und Handlung folgt die Verantwortung. Vielen ist genau diese Verantwortung nicht geheuer. Und so bleiben sie lieber in Deckung und kritisieren (mal leiser, mal lauter) fehlende Entscheidungen und inkonsequente Handlungen, als Änderungen herbeizuführen.
Dies führt in der Konsequenz zu einer passiven Haltung, in der der Einzelne sich als Opfer einer schlechten Unternehmenspolitik begreift. Sind die Mitarbeiter, die so empfinden, in der Überzahl, wird über ein insgesamt schlechtes Klima beklagt (und es folgt womöglich eine Abstimmung mit den Füßen). Dabei hat es jeder Einzelne in der Hand: in seinem Bereich, für sein Thema, für sein Projekt die ersten Schritte alleine tun (im Sinne des Gesamtziels).
Dabei ist das richtige Maß zwischen den eigenen und "von oben" einzufordernden Entscheidungen und Handlungen zu finden. Gelingt dem Einzelnen genau das, zeigt er seine Professionalität. Zwischen dem Amateur und dem Profi liegt immer Übung. So auch bei der Frage nach eigenen Entscheidungen und Handlungen. Im Erfolgsfall wird der Einzelne Motivation verspüren. Geht es schief, bringt dies die Verantwortungsübernahme mit sich. Oft ist nicht klar, wie weit diese Verantwortungsübernahme gehen wird.
Weil wir diesen Fall und die damit verbundene Unsicherheit scheuen, scheuen wir uns vor der Freiheit. Warten auf Entscheidungen und Handlungen. Und fühlen uns in der Konsequenz oft nicht wohl. Dieser Preis ist zu hoch, denn gelebte Beteiligung fühlt sich einfach besser an als Ausgeliefertsein.
Und jeder entscheidet sich täglich, welche Form in seinem Arbeitsumfeld gültig ist.
Dieser Blog-Post ist ein privater Beitrag von Judith Andresen.
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