"Die finalen Screens und das Pflichtenheft weichen voneinander ab. Das müsste mal jemand glattziehen." Warum passiert das dann nicht?

Wer Fehler benennt, macht sich angreifbar. Es sei denn, die Unternehmenskultur fordert "Lernen aus Fehlern". Zu Jammern oder Dinge im Ungefähren zu lassen, ist ein allgemeines Phänomen.
Ole Michaelis kommentierte auf Twitter in Bezug auf den Blog-Artikel "Freiheit heißt Verantwortung":
“jemand” und “einer” waren bei uns die beliebtesten Kollegen ;)
Das ist die Übertragung ins Berufsleben des Partnerschaftspassivs, welches Axel Hacke in "Das Beste aus meinem Leben" (Amazon) so beschrieb:
"Herr Mann, Frau Jemand und Fräulein Einer. Um die Wahrheit über diese drei zu sagen, sie sind stinkfaul."
Sich passiv zu verhalten und Mißstände zu bejammern, schützt in vielen Unternehmen den beruflichen Status und belässt den Einzelnen in Sicherheit. Gleichzeitig ist dies aber die Quelle für Unwohlsein im beruflichen Alltag. Das Jammern im Partnerschaftspassiv mag ein kurzfristiges Ventil sein - aber es ändert sich nichts.
Eine Änderung kann nur der Einzelne herbeiführen - indem er einfach entscheidet und handelt. Für die Kommunikation lässt sich dies auf zwei Regeln herunterbrechen.
- Seit heute gibt's kein MAN mehr in meinem Sprachgebrauch
- Ich nutze keinen Konjunktiv II mehr.
Es gibt im beruflichen Alltag manches, was der Einzelne nicht ändern kann. Ohne Partnerschaftspassiv benennt er Einzelne auch Dinge, die er nicht mag, aber nicht ändern wird.
Faktisch werden die gleichen Sachverhalte ausgetauscht - es bleibt aber nicht die Frage, ob nicht doch eine Handlung beim Zuhörer ausgelöst werden sollte. Durch das Streichen von Partnerschaftspassiv werden Zusagen zu einem klaren "Ja" und Absagen zu einem klaren "Nein".
Ab jetzt tut ein einzelner Mitarbeiter etwas. Oder alle entscheiden, dass es so bleibt, wie es ist.
Dieser Blog-Post ist ein privater Beitrag von Judith Andresen.
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- Kategorie: Projekt, Kultur
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