Der Bauch sagt es schon länger. Irgendwas stimmt hier nicht. Lieber nicht drüber nachdenken. Der Rest läuft genau im Plan. Ist alles sportlich, aber das wird schon.
Projektmanagement ist mehr als Anforderungsanalyse, Planung, Methodik, Risikomanagement, Projektcontrolling und CR-Management. Es ist nicht „auch“, es ist vor allem die Gabe, auf den Bauch zu hören.

Vor lauter Projektstress, drohenden und gerissenen Timelines ist es für Dich einfacher, nicht auf den Bauch zu hören. Oder die Zeiten sind so schnell, dass Du gar nicht hören kannst, dass der Bauch sich rührt. Vielleicht rührt der sich auch gar nicht ob der ganzen Hektik.
Wenn die Unsicherheit sich im Alltäglichen zeigt, wenn das Team unruhig wird, die Fragen sich mehren oder wenn es ganz still wird: gerade dann sollte der Bauch eine Chance bekommen, eine Meinung zu haben.
Im schlimmsten Fall haben es im Vorwege alle gewusst. Wenn das bei Euch dazu gehört, ist Eure Unternehmenskultur nicht sehr offen. Wir pflegen in manchen Unternehmen eine Kultur, in der
- niemand die Pflicht hat, im laufenden Prozess auftretende Risiken zu benennen,
- Mitarbeiter, die Risiken benennen, als Störenfriede geschnitten werden,
- Vorgesetzte eher den Übermittler der Nachricht angreifen als auf die Nachricht selbst reagieren.
Risiken und Projektwahrheiten sind oft unbequem. Denn diese sind - sobald sie benannt sind - zu beantworten. Das wird dazu führen (müssen), dass das Projektteam sich neu ordnet und sein Verhalten ändert (sowohl nach innen als nach außen).
Ändern wird sich diese Kultur nur durch Anders machen, nicht durch Aushalten.
Die Aufgabenstellung, auf den Bauch zu hören, ist aber auch in einer offenen Umgebung eine Herausforderung: Wenn die einzige Reflektionsmöglichkeit, das tägliche StandUp ist, wird’s nicht reichen. Die Frage, was kritisch bzw. besprechenswert ist, sieht dann vorallem die kleinen Schritte, nicht das große Ganze. Nicht umsonst sind größere Review- und Preview-Möglichkeiten in agilen Methoden vorgesehen. Gerade auf diese wird im Projekt-Stress gerne verzichtet.
Gebe Dir und Deinem Team, die Zeit und den Raum, das Projekt als Ganzes zu reflektieren. Sammelt Erkenntnisse im laufenden Prozess über Kennzahlen, Fakten und das Gespräch. Neben den ritualisierten Reviews sorgt weiter für Austausch. Geht öfters gemeinsam Kaffee trinken oder habt einen netten Abend zusammen. Ladet Eure Bäuche zum Gespräch ein!
Dieser Blog-Post ist ein privater Beitrag von Judith Andresen.
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- Kategorie: Projekt
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