Projektmanagement lebt im Qualitätsdreieck zwischen Qualität, Zeit und Aufwand: "You can have it fast, good or cheap. Which two of them do you want?"
Welche Projektwährung ist die Entscheidende? Klassische Wasserfall- und agile Projekte beantworten diese Frage unterschiedlich. Ein Paradebeispiel für kulturelle Differenzen im Unternehmen.

Heute werden die meisten Unternehmen wie Wasserfall-Projekte geführt. Der Vorstand bestimmt die strategische Zielrichtung und jeder Abteilung wird ihr Anteil über einen Zeitraum (meist das Geschäftsjahr, ggf. das Berichtsquartal) der entsprechende Anteil zugedacht. Iterationsschleifen, die Zielsetzungen hinterfragen, sind in dieser Welt nicht vorgesehen.
Software-Entwicklung wird zusehends agiler. Agile Methoden setzen einen kulturellen Wertewandel voraus.

Das zweite Prinzip des Agilen Manifests (Website) lautet: "Welcome changing requirements, even late in development. Agile processes harness change for the customer's competitive advantage."
Software-Abteilungen und -Unternehmen, die im Sinne agiler Methoden arbeiten, gehen also davon aus, dass es zu Strategie- und Planänderungen bzw. Änderungen des Umfelds im Laufe ihres Projekts kommen wird. Sie sehen einen Wettbewerbsvorteil darin, schnell und komplikationslos auf Änderungswünsche eingehen zu können.
Gleichzeitig sehen sich an gleichberechtigte Partner in der Entwicklung des jeweiligen Projekts. Sie fordern über entsprechende Riten (z.B. Retrosperspektiven) die Beteiligung der Auftraggeber (seien sie intern oder extern) ein.
Damit eröffnet das Projektteam eine Schleife. An dieser Stelle geht womöglich Zeit verloren - mit dem Ziel, die Qualität des Projektergebnisses zu steigern.
Zeit & Aufwand ./. Qualität
In der klassischen Projektwelt wird durch die Taktung ins Geschäftsjahr und die entsprechende Planung der Budgets den entsprechenden Projektwährungen Zeit & Aufwand der Vorrang gelassen.
Um Projektziele zu halten, werden Features gestrichen bzw. weniger aufwändig implementiert. Dies ist die häufigste Antwort auf enge Projektsituationen. (Und damit der Grund für Systemkonflikte zwischen Projektmanagement und Entwicklern.)
In der agilen Welt ist die lauffähige Software am Ende der Iteration das Maß aller Dinge. Es geht um Qualität. Das hat viel mit Arbeitsqualität für und Selbstachtung der entsprechenden Entwicklungsteams zu tun. Das ist aber ein anderer Blog-Artikel.
Und daher ist bei der Einführung von agilen Methoden nicht nur der Wertewandel im Unternehmen zu moderieren; es ist auch über eine veränderte Artefakte-Welt zu werben.
Qualität ist wichtiger als Zeit & Aufwand. Da agile Methoden sehr stark darauf abheben, in einem festen Team zu arbeiten, fallen die Parameter Zeit & Aufwand zusammen.
Das ändert die Währung.
Dieser Blog-Post ist ein privater Beitrag von Judith Andresen.
- Nächster Artikel: Printstyles anpassen
- Vorheriger Artikel: Ankündigung IPC12 | Die richtige Projektmethode
- Kategorie: Leitung, Projekt, Kultur
Kommentar schreiben