In der täglichen Arbeit vermitteln wir in Workshops und Lehrgängen Wissen - in Retrospektiven lernen wir gemeinsam. Viele Trainer und Moderatoren arbeiten in der Wissensvermittlung so, wie sie es in der Schule gelernt haben: frontal von vorne, dozierend, mit wenig Beteiligung der Lernenden.
"Training from the BACK of the Room!" begründet ein anderes Lehr- und Lernverhalten und zeigt für den Trainer und Moderatoren 65 Handlungsalternativen auf.
Ein wenig Theorie und viel Praxis

Das Buch ist in zwei große Bereiche unterteilt. Im ersten Teil erläutert die Autorin - illustriert mit vielen Beispielen, die vier Lernphasen ("die 4 c's") sowie die Übersetzung in vier Trainingsphasen. Die Autorin Sharon L. Bowman legt dar, dass Lernerfolge und -motivation erreicht werden, wenn
- Kopf & Hand am Lernen beteiligt sind
- nicht nur Informationen konsumiert, sondern Informationen er- und bearbeitet werden und wenn
- die Lernenden zusammen arbeiten. Die Isolation von Lernenden reduziert die Lernleistung.
Vier Lernphasen: 4 C's
Die Autorin unterteilt Lernen in vier Bereiche, die jeweils in Handlungen übersetzt werden.
- Connection => Preparation
Zu Beginn einer Lerneinheit stellen die Lernenenden einen Bezug der neuen Materie zu bekannten Wissen bzw. zum Alltag her. Diese Vorbereitung kann entweder selbstgesteuert durch den Lernenden vor dem eigentlichen Workshop erfolgen (dann werden die Ergebnisse am Beginn des Workshops geteilt) oder durch die Lernenden am Beginn des Workshops erarbeitet. - Concepts => Presentation
Der Lehrende stellt einen Kern der Idee / des Konzepts vor. Es gilt das "need to know"-Prinzip. Der Lehrende reduziert den Wissensstoff auf das absolut Notwendige.
Damit die Lernenden diese Informationen gut aufnehmen können, erhalten sie Denk- und Lernhilfen durch entsprechende Arbeitsbögen bzw. Aufgaben. Diese enthalten neben Worten auch graphische Darstellungen zur Informationsübermittlung (z.B. als Comics, Graphiken oder Mindmaps). - Concrete Practise => Practise
Das vermittelte Wissen wird über Trainingseinheiten geübt und vertieft. Die Lernenden treten miteinander (so wie in den anderen Phasen auch) in direkten Austausch. - Conclusions => Performance
Im Schlussteil fassen die Lernenden ihre Arbeits- und Lernergebnisse zusammen. Sie reflektieren den Lernweg und "feiern" ihren Erfolg.
Im zweiten Teil gibt die Autorin sehr viele konkrete Moderationsbeispiele, die in die vier Phasen eingeteilt sind. Sharon L. Bowman empfiehlt alle zehn Minuten einen Moderations- und Methodenwechsel - eine Empfehlung, die in Amerika auf Grund der zehnminütigen TV-Spannen, sehr viel Sinn ergibt.
Nach hinten! Lernen fördern!
Die Moderationsmethoden sind sehr unterschiedlich und oft auch mit einer Spaß-Komponente versehen. So schlägt die Autorin in der Conclusions-Phase die Einbein-Zusammenfassung vor: die Lernenden tragen den Anderen vor, was sie gelernt haben. Damit es nicht zu langatmig wird, darf man nur sprechen, so lange man auf einem Bein stehen kann.
Die Lern- und Moderationsmethoden sind vielseitig. Neben Lernspielen wird das selbstorganisierte Lernen sehr gefördert Durch die Concepts-Phase wird an das Vorwissen der Lernenden angeknüpft. Die Motivation der Lernenden wächst, weil ihre Vorerfahrung "etwas wert ist".
Viele Moderationsmethoden lassen sich auch für andere Anlässe (z.B. Retrospektiven) nutzen.
Das Buch "Training from the BACK of the Room" ist ein guter Einstieg für alle die, die sich vom Frontalunterricht ("Workshop" mit Folien und hohem Sprechanteil des Lehrenden) lösen möchten. Die Aufteilung in die vier Lernphasen ist leicht zu adaptieren - und in der vorgestellten Methodenvielfalt finden sich Ideen für die eigenen Workhops.
Viel Vergnügen beim Lesen und viel Erfolg beim Seitenwechsel von vorne nach hinten!
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Stefan Görgner (Dienstag, 02 Juni 2015 20:30)
FYI: Der Link zu Amazon funktioniert nicht mehr.
Judith Andresen (Dienstag, 02 Juni 2015 20:33)
Danke für den Hinweis. Wir haben stattdessen jetzt einen Link zur zentralen Homepage "http://trainingfromthebackoftheroom.de/ eingebaut.