Der dritte Band aus der der Reihe "Soft Skills" der Autoren Vigenschow und Björn Schneider ist im dpunkt-Verlag erschienen. Auf 312 Seiten stellen die Autoren da, welche Soft Skills sie für Berater und Beraterinnen für notwendig und ausbauenswert halten.

Die Themensammlung, die von den Grundlagen der Kommunikation über effektive Workshop-Methoden bis zur Rolle des Beraters bzw. der Beraterin und dessen bzw. deren Positionierung beim beauftragenden Unternehmen reicht, ist groß.
Eine Schwierigkeit, sich für die Leserschaft ergibt, ist, dass durch den Titel des Buches andere Erwartungshaltungen an den Inhalt gestellt werden, als von den Autoren eingelöst werden.
Diese Problematik stellte sich bereits bei den beiden ersten Bänden "Soft Skills für Softwareentwickler" bzw. "Soft Skills für IT-Führungskräfte und Projektleiter" dieser Reihe. Das Oxford Dictionary definiert "soft skills" als
"personal attributes that enable someone to interact effectively and harmoniously with other people"
Viele der im Buch besprochenen Themen sind für eine bewusste, effiziente und gut Beratung unabdinglich. Gleichzeitig sind die vorgestellten Themen nicht direkt den "Soft Skills" zuzurechnen.
Die Autoren nehmen Themen auf, die dem Fachwissen eines IT-Beraters bzw. einer IT-Beraterin zuzuordnen sind. Als Beispiele seien hier die Kurzeinführung SCRUM und Kanban genannt. Diese Kurzeinführungen sind unvollständig und fühlen sich nicht rund an. So wird bei der Kanban-Einführung "WIP" (Work in progress) besprochen, die methodische Lösung beim Überschreiten des WIP, das "Stopp the line" wird nicht erwähnt. In der Besprechung von Retrospektiven heißt es zunächst auf S. 122 es seien vier wichtige Teile zu beachten, um später von fünf Phasen zu sprechen.
An Stelle dieser fachlichen Ausflüge in Projektmethoden wäre eine zielgerichtete Diskussion, zu welchem Zeitpunkt welche Kommunikationsmethode durch einen IT-Berater bzw. eine IT-Beraterin gewählt werden sollte, sinnhafter gewesen.
Darüber hinaus ist die Reihenfolge des Buches verwirrend. So sind die Kapitel über die ethische Positionierung von Beratung sowie die grundsätzlichen Methoden von Beratung nach etlichen Kapiteln über Workshop-Techniken eingeordnet.
Logischer wäre eine Reihenfolge, die Beratung als Instrument in der Unternehmensführung vorstellt, das Vorgehen in Veränderungsprozesse einordnet (im vorliegenden Buch der letzte Teil), um dann an Beispielen Methoden vorstellt.
So stolpert der Leser in eine grundsätzliche Klärung, was Kommunikation ist und wie durch aktives Zuhören Inhalte besser aufgenommen zu werden. Es folgen mehrere Kapitel Ausführungen über Moderationstechniken für Workshops (für kleinere und für größere Gruppen mit ca. 20 Teilnehmern bzw. Teilnehmerinnen).
Es folgt eine Positionierung der Autoren als methodische Berater. Dabei stellen die Autoren vorwiegend ihre Positionierung als "methodische Berater" vor - und setzen diese nicht in den Vergleich mit einer Technologie- bzw. Strategieberatung. Nur dem Untertitel des Buches "Workshops durchführen, Kunden methodisch beraten und Veränderungen aktiv gestalten" ist zu entnehmen, dass die konkrete Arbeit von "reinen" Technologie- bzw. Strategieberatern in dem Buch nicht behandelt wird.
Die verwirrende Reihenfolge und die Ausflüge in die IT-Berater-Fachlichkeit sprechen gegen die Lektüre. Die starke Reduktion in diesen Themen hat dem Buch insgesamt nicht gut getan. Dabei haben die Autoren den Fokus auf "Soft Skills für IT-Berater" verloren.
Aber es ist eine große Begeisterung für die Beratertätigkeit im Detail zu spüren - gerade das Workshop-Kapitel zeigt große Erfahrung. Dieses Kapitel ist mit vielen Quellenhinweisen unterlegt. Daher ist gerade dieses Kapitel ist als Einstieg in die Arbeit mit Workshops nicht uninteressant. Wobei sich die Frage stellt, ob nicht der direkte Blick in Moderationsmethoden (wie sie z.B. in "Training from the back of the room" formuliert sind) lohnenswerter ist. Und diese Frage stellt sich auch insgesamt. Lohnt sich der Anriss vieler Themen - oder ist der konkrete Einstieg in geeignete, detaillierte Lektüre nicht sinnvoller? Das mag jeder Leser bzw. jede Leserin für sich selbst entscheiden.
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