Judith Andresen ist Projektcoach und weiß, wie man ein Projekt zum Funktionieren bringt. Sie coacht Teams und Unternehmen auf ihrem Weg zu effizienten, passenden
und schlanken Projektmethoden.

Für das Web-Magazin beantwortete Judith Andresen im Vorfeld der Webinale 2014 Fragen über das Scheitern von Projekten:
WebMagazin: Wie kam es zu der Idee, Projektcoach zu werden. Was hast Du vorher gemacht?
Judith Andresen: Was mich immer getrieben hat, war das gute Gefühl, wenn man als Team erfolgreich ist. Zu diesem Weg habe ich auf sehr unterschiedliche Art beigetragen: als
Entwicklerin, als Trainerin, als Produktmanagerin und als Account Director in einer Digitalagentur.
Als Projektcoach bringe ich diese Erfahrung aus vielen Bereichen mit und unterstütze Teams und Unternehmen, den für sie passenden Projektweg zu definieren und zu leben.
WebMagazin: In deinem Arbeitsalltag konntest Du sicherlich schon die häufigsten Fehler bei der Durchführung von IT-Projekten herauskristallisieren? Welche sind es?
Judith Andresen: Scheitern und Fehlschläge sind sehr individuell. In vielen Fällen wird aber der Projektmisserfolg durch fehlende oder falsche Kommunikation stark
begünstigt. Projektbeteiligte glauben, dass der Rest das schon wisse... oder dass irgendetwas total klar sei... oder dass eine Entscheidung bewusst getroffen sei.
Fragen und Sprechen hilft. Das klingt banal, das ist aber in der Praxis häufig schwer.
WebMagazin: Worauf sollte man bei einem neu gestarteten IT-Projekt besonders achten, um mögliche Fehler zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Judith Andresen: Kleine Schritte mit großer, klarer Vision – mit dieser Leitlinie kommen Teams weit. Also: strukturiert und iterativ arbeiten, lernen wollen und zulassen.
Und sich Schritt für Schritt dem Ziel nähern. Das gilt sowohl fachlich, als auch für die technische Umsetzung, aber auch für die Projektmethode.
Aber gerade da gibt es zurzeit auch viel Potenzial zum Scheitern. Diverse Projektmethoden sind sehr massiv, kommen mit vielen Regeln und Ritualen daher. Auch hier gilt: wenige, gut gelebte
Rituale sind wichtig.
Weniger ist mehr. Das gilt auf allen Ebenen. Das macht es dem Team leichter, sich an die Regeln zu halten – und minimiert auch die Fehlerquote in der Durchführung.
WebMagazin: Fehler passieren, Projekte scheitern. Was und vor allem wie kann man daraus eine neue Strategie ableiten und für die Zukunft lernen?
Judith Andresen: Die Strategie ist, iteratives Lernen in der Organisation und im Projekt zu verankern. Durch regelmäßige Retrospektiven kann das Team inhaltliche und
Prozessfehler identifizieren - und so Stück für Stück besser werden.
Neben einer Lernkultur ist es wichtig, sich Projekte vorzunehmen, die schaffbar sind. Es fällt uns schwer, kleinere, erreichbare Projektziele zu vereinbaren. Es muss immer alles groß sein. Durch
Größe entsteht eine hohe Komplexität. Das schafft hohes Potenzial zum Scheitern.
Die Teams sollten alle Disziplinen beinhalten, die für den Projekterfolg notwendig sind. Gleichberechtigt im Team arbeiten – ohne die Hindernisse einer existenten oder gedachten Hierarchie macht
das Arbeiten unkomplizierter.
WebMagazin: Lockere Unternehmenskultur und flache Hierarchien werden oft angestrebt. Sind diese wirklich förderlich für das Gelingen von Projekten?
Judith Andresen: Nach meinem Verständnis und meiner Erfahrung nach – ja. Wobei ich nicht das Attribut "locker" nutzen würde, um erfolgreiche Unternehmenskultur zu
beschreiben. Wichtig ist es meiner Meinung nach, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in klaren Ritualen gleichberechtigt und verantwortlich wirken können.
Während in der klassisch-hierarchischen Welt Verbindlichkeit häufig durch Druck erzeugt wird, glaube ich daran, dass eine Zusammenarbeit, die auf einem gemeinsamen Wollen und geteilten Werten basiert, zielführender und für den oder die Einzelnen gesünder ist.
WebMagazin: Bei der diesjährigen webinale 2014 hältst Du unter anderem einen Vortrag zum Thema „Mit Vollgas an die Wand – aus Projektfehlern lernen“ Worauf kann sich der Teilnehmer besonders freuen?
Judith Andresen: Ich beleuchte die Frage, wie man Lernen in einer Organisation (er-)lernen kann – ein probates Mittel ist, sich klar zu eigenen Fehlern zu bekennen. Ich
berichte daher anekdotisch von Fehlern und Resultaten, die ich selbst erlebt habe. Und hoffe, dass Zuschauer und Zuschauerinnen sich daran beteiligen werden.
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